Die Geschichte der Orgeln in der St. Marien und Christophoruskirche reicht lange zurück: Nach der Umgestaltung 1609-1613 erhielt die Kirche erstmals ein Positiv (also eine kleine einmanualige Orgel ohne Pedal).
um 1650/60 stiftete Johann Andreas Rieter ein neues Positiv, da das alte unspielbar geworden war.
Um etwa 1790 war auch dieses kleine Instrument allerdings beinahe unspielbar geworden und genügte den Ansprüchen für den gottesdienstlichen Gebrauch nicht mehr. Freiherr Haller von Hallerstein und der Nürnberger Orgelbauer Gottlob Imanuel Hüffner schlossen am 30. Juli 1790 einen "Accord" über den Neubau einer Orgel mit Manual, Obligaten, Pedal, 2 großen Windbälgen und ausgewählten Registern.
Register der ersten großen Orgel in Kalbensteinberg (1790)
- Principal 4'
- Quint 3'
- Octav 2'
- Waldflöten 2'
- Mixtur 3fach 2'
- Gedackt 8'
- Flöten 8'
- Violon Bass 8'
- Sub Bass 16'
- Tremulant
1841 erfolgte ein weiterer Orgelneubau mit 9 Manualregistern und 2 Pedalstimmen.
Im Jahr 1899 baute die Firma Steinbeyer aus Oettingen als op. 654 eine pneumatische Orgel mit 12 Registern. Das noch vorhandene neugotische Gehäuse wurde zusammen mit der Steinmeyer-Orgel geliefert.
Disposition der Steinmeyer-Orgel (1899)
Manual I
- Bordun 16'
- Principal 8'
- Gambe 8'
- Tibia 8'
- Octave 4'
- Flöte 4'
- Mixtur 3fach
Manual II
- Geigenprincipal 8'
- Salicional 8'
- Lieblich Gedeckt 8'
Pedal
- Subbass 16'
- Octavbass 8'
Weil der romantische Klang nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprach, wurden 1970 neue Register in die Steinmeyer-Orgel eingebaut. Dadurch wurde das ursprüngliche Klangkonzept drastisch gewandelt.
Disposition der Orgel von 1970
Manual I
- Principal 8'
- Rohrflöte 8' (neu)
- Salicional 8' (aus Manual II)
- Oktave 4'
- Koppelflöte 4' (neu)
- Waldflöte 2' (neu)
- Mixtur 3-fach 1 1/3' (neu)
Manual II
- Lieblich Gedeckt 8' (neue Labien)
- Ital. Prinzipal (abgeschnitten aus Geigenprincipal)
- Sequialter 2' (aus alter Mixtur)
Pedal
- Subbass 16'
- Choralbass 4' (umgearbeitete alte Pfeifen)
Zur Kirchenrenovierung der 90er-Jahre wurde das Instrument ausgebaut, aber nach Empfehlung durch ein Gutachten des Sachverständigen nicht mehr aufgebaut. Die Pneumatik war zu unzuverlässig geworden und entsprach nicht den Vorstellungen des Sachverständigen. Stattdessen wurde ein technischer Neubau im alten Gehäuse empfohlen.
Die heutige Orgel ist eine mechanische Schleifladen-Orgel mit zwei Manualen und Pedal. Sie wurde von der Firma Deiniger&Renner aus Oettingen bzw. jetzt Wassertrüdingen 1994 als op. 100 unter Verwendung von Teilen der Vorgängerinstrumente erbaut. Obwohl die Hochzeit der sogenannten Orgelbewegung bereits lange vorbei war, entwarf der Sachverständige eine Orgel in der klanglichen Tradition der 60er-Jahre. Die Orgelbewegung wollte den Orgelklang der Barockorgeln nachahmen. Sie wird daher auch als "Neobarock" bezeichnet. Heute weiß man jedoch, dass die idealisierte barocke Klangvorstellung der Orgelbewegung historisch nie existiert hat. Die Orgeln dieser Zeit zeichnen sich aber durch große Farbigkeit der Register und kreative Registerzusammenstellungen aus.
Die Orgel der St. Marien und Christophoruskirche ist ein solides Instrument mit hochwertigen Materialien: So sind die meisten Pfeifen aus erstklassigen Zinn-Blei-Legierungen gefertigt, einige Register aus bestem Holz.
Disposition der heutigen Orgel
Hauptwerk
- Quintade 16'
- Prinzipal 8'
- Rohrflöte 8'
- Oktave 4'
- Waldflöte 2'
- Quinte 1 1/3 (Vorabzug)
- Mixtur IV 1 1/3
Schwellwerk
- Lieblich Gedackt 8'
- Salicional 8'
- Koppelflöte 4'
- Quinte 2 2/3
- Prinzipal 2'
- Terz 1 3/5
- Oktave 1' (Vorabzug)
- Scharff III-IV 1/2
- Tremulant
Pedal
- Subbass 16'
- Offenbass 8'
- Choralbass 4' (Vorabzug)
- Choralbass 4' + 1 1/3 + 1'
- Bauernpfeife 2'
- Posaune 16'
Der Zahn der Zeit geht jedoch auch an einer solide gebauten Orgel nicht spurlos vorüber. Der Kirchenvorstand Kalbensteinberg entschied sich deshalb für eine grundlegende Reinigung und Überarbeitung dieses wertvollen Instruments. Daher beauftragte er die Firma Deininger & Renner aus Wassertrüdingen, die notwendigen Arbeiten und Umbauten an der Orgel durchzuführen. Dabei werden auch einige Pfeifen ausgetauscht und alle Pfeifen neu intoniert.
Aus Kostengründen wurde die Maßnahme in drei Bauabschnitte aufgeteilt. Diese wurden komplett aus Spenden finanziert.